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Humusaufbau im Gemüsegarten

By 1. April 2020April 29th, 202218 Comments
Humusaufbau, lebendiger Boden, fermentierter Dünger

Veganer Humusaufbau im Gemüsegarten? Das geht.

Es wird viel diskutiert, ob Gartenbau und Landwirtschaft ohne Tiere, also vegan machbar sei. Ich habe diese Frage im Beitrag “Landwirtschaft und Veganismus” beantwortet – uns zwar mit einem klaren Ja.

Hier soll es nun darum gehen, wie wir das – den veganen Humusaufbau – in unserer Gärtnerei konkret umsetzen.

Diese These steht im Raum bzw. Garten:

Es ist unmöglich, in einer Gemüsegärtnerei Humusaufbau zu betreiben.

Die Erde wird hier gewöhnlich einfach zu oft gewendet. Das bringt Sauerstoff in den Boden, das stört das Bodenleben und beides hat letztlich einen rapiden Humusverlust zur Folge, der mit einem massiven Abbau der Bodenfruchtbarkeit einher ginge, würde man nicht jedes Jahr (mehrfach) Kompost verteilen oder andere organische Düngemittel einsetzen.

Viele der gerade hochmodernen Market-Gardening-Projekte arbeiten so. Sie kaufen Kompost in Größenordnungen ein.

Auch ich habe das gemacht und zum Start war dies vielleicht sogar ne gute Idee.

Wenn man aber etwas Zeit hat, geht das auch anders. Vor allem preiswerter und ohne großen Massentransport, Technikeinsatz etc.

Frisches-Gemüse-Fermentieren-Fermentation-Schnelles-Grünzeug-Martin-Egbert

Fotos von Martin Egbert.

Wie entstehen humusreiche Böden?

Was sind die humusreichsten Böden der Erde?

Viele werden an den Wald denken. Doch das ist ein Irrtum. Selbst der so fruchtbare Regenwald hat nahezu keinen Dauerhumus zu seinen Füßen. Die stärksten Humusauflagen gibt es auf Moorböden, die man tunlichst nicht nutzen sollte und in den großen Graslandschaften bzw. deren Überbleibseln:

Die Prärien Nordamerikas, Savannen Afrikas, die Schwarzerdeböden der Goldenen Aue im Vorharzgebiet sind oder waren große, kräuterreiche Graslandschaften in denen teils riesige Herden von wiederkäuendem Großvieh unterwegs waren. Dies taten sie nicht chaotisch kreuz und quer sondern eben in Herden, Kopf an Kopf und in ständiger Bewegung. Bis das selbe Stück Erde wieder beweidet wurde, konnte das Gras gut nachwachsen.

Unter diesen Bedingungen bauten sich im Laufe der Zeit meterstarke Humusschichten auf.

Humusaufbau durch Wiederkäuer-Herden

Photo by Jorge Tung on Unsplash

Herrliche Herden häufen Humus haufenweise

Das frisch beweidete Gras ließ einen Teil seiner Wurzeln absterben und gleichzeitig wurde es durch den Kot der Tiere gedüngt bzw. es wurde die Erdoberfläche mit Mikroorganismen “beimpft”. Der Mist wird unter den Hufen der Tiere sogar schön in den Boden eingeknetet. So gepusht konnte sich das Gras rasch erholen und der Kreislauf begann erneut.

Unter diesen Bedingungen bauten sich im Laufe der Zeit meterstarke Humusschichten auf.

Was sind die wesentlichen Aussagen dieser Geschichte?

  1. der Boden war immer bewachsen, nie war er kahl
  2. Gräser spielen offensichtlich eine große Rolle im System
  3. Wiederkäuer impften den Boden mit Mikroorganismen
  4. der Boden wurde nie mit Mineraldüngern “versorgt”
  5. überhaupt werden kaum Nährstoffe von außerhalb ins “System” geholt – wenn man mal von Stäuben absieht, die sich überall niederlegen und vom CO2 in der Atmosphäre, das beständig im Boden festgelegt wird (!!!)

Humusaufbau im Gemüsebeet

Wenn es uns gelingt, dieses Savannenprinzip in den Garten zu holen, können wir dort auch Humusaufbau betreiben.

Die Lehrmeisterinnen und -meister der regenerativen Landwirtschaft.

Das galt lange als unmöglich. Es gibt aber eine gar nicht mehr so kleine Gruppe von Landwirtinnen und Gärtnern (gender-smiley), die genau dies unter dem Namen “Regenerative Landwirtschaft” erfolgreich betreiben.

Einer der großen Lehrmeister auf diesem Gebiet ist Dietmar Näser mit seinem Beratungsunternehmen Grüne Brücke. Dort bin auch ich in die Lehre gegangen.

Auch super: Sonja Dreymann aus Kiel!

Natürlich setzen wir in unserer Gärtnerei keine Bisons ein. Und die Graslandschaft gibt es auch nur temporär – als Gründüngungsmischung.

Und schon das ist eine enorme Veränderung im Vergleich zu meiner Praxis in den Vorjahren.

Ich säe also je nach Jahreszeit immer wieder andere Gründüngungsmischungen (Frühjahr, Sommer, Winter) auf die Flächen ein, die abgeerntet sind und länger als 6 Wochen brach liegen würden.

Diese Mischungen sind sehr vielfältig zusammengesetzt. Denn wenn sie das Bodenleben optimal ernähren sollen, ist Vielfalt die Voraussetzung für eine vollwertige Ernährunggenau wie bei uns Menschen. 😉

Gräser im Humusaufbau

Die in den Mischungen verwendeten Gräser gehören zur Pflanzenfamilie der Süßgräser. Die heißen so, weil sie über ihre Wurzeln Kohlenhydrate (Zucker) in den Boden abgeben.

Diese Kohlenhydrate haben sie vorher in ihren Blättern gebildet und im Boden versorgen sie die Mikroorganismen mit Energie. In enger Wechselwirkung von Boden und Pflanze entstehen so die ersten Huminstoffe. Ohne sie gibt es keinen Humusaufbau.

Nicht nur Gräser geben Stoffe in den Boden, das machen auch alle anderen Pflanzen. Diese sogenannten Wurzelexsudate haben alle einen eigenen Einfluss auf die Bodenorganismen und auf die Nachbarpflanzen.

Und da wir davon ausgehen, dass eine optimale Ernährung vielfältig ist, setzen wir auch unsere Saatgutmischungen immer sehr vielfältig zusammen. Übliche Monokulturen verarmen den Boden – auch dann, wenn sie als Bienenfreund, Gelbsenf oder Erbsen genau unter dem Namen “Gründünger” verkauft werden. Wir vermeiden Monokulturen – auch bei der Gründüngung!

Wir vermeiden Monokulturen – auch bei der Gründüngung!

Die geeigneten Mischungen gibt es Handel momentan nur in Großpackungen ab 25Kilo zu kaufen. Wir bieten sie in unserem Shop auch für kleinere Gärten an.

Humusaufbau mit Gründüngungsmischungen - hier das Dominanzgemenge

Veganer Humusaufbau – die Anleitung.

1. Wir bauen uns eine Savanne

Alles beginnt mit dem frisch umgebrochenen abgeernteten Beet: Das wird bei mir mit einer Mischung aus Kreide, Tonmehl und Gesteinsmehl gut bestäubt. Dann trage ich auf die Fläche noch Komposterde auf – oder das was aus meinem “Komposthaufen” so kommt. Und dann wird eine Gründüngungsmischung eingesät. Diese lasse ich stehen, bis sie anfangen will zu blühen (sie ist dann ca. kniehoch).

2. Fermente ersetzen das Großvieh

Wiederkäuer leben von viel Gras. Das ist sehr faserig und seine Inhaltsstoffe wären für uns Menschen nur schwer erschließbar. Uns fehlt ein Magen, den die Wiederkäuer gebildet haben – den sogenannten Pansen.

Hier wird das gefressene und wiedergekäute Gras mit Mikroorganismen geimpft, die dann aus dem Grasbrei die Stoffe so verfügbar machen, dass es der Tierkörper verwerten kann.

Der Pansen ist also eine Art Fermentationsbehälter für Mikroorganismen. Diese gelangen dann über die Kuhkacke in den Boden.

So bauen wir den Pansen bzw. die Kuhkacke nach:

Ganz ähnlich zur “konventiollen” Fermentation: brauen wir aus Wildkräutern, Melasse und Wasser und etwas Salz unser eigenes Pflanzen-Ferment.

  1. Wir nehmen Wildkräuter, die wir als “Unkraut” im Garten haben und ergänzen diese mit so vielen unterschiedlichen Wildkräutern und auch Gehölztrieben, wie wir nur finden können. Hier wieder: Prinzip Vielfalt.
  2. Das wird dann mit der Melasse, dem Salz und dem Wasser für 14 Tage unter Luftabschluss milchsauer vergoren – genau wie unser Sauerkraut. Nur nutzen wir im Anschluss nicht die vergorenen Kräuter. Wir nutzen die bakterienreiche Lake!
  3. Diese Lake verdünnen wir mit Wasser ungefähr im Verhältnis 1:10 (auf ein Teil Lake geben wir 10 Teile Wasser).  Und diese Mischung bringen wir dann mit einer Rückenspritze aus.
  4. Aber worauf bringen wir die aus? Auf die frisch abgemähte Gründüngungsmischung! Zusammengenommen ist das dann die “Kuhkacke”. (Wir machen es in unserer Gärtnerei sogar so, dass wir die Fermente während des Mähvorgangs ins Gras sprühen – also kurz vor dem Rasenmäher.)
  5. Dieser “vegane Mist” darf nicht austrocknen. Er gehört so schnell es geht mit der Beeterde vermischt – aber nur ganz flach – als wären Tierhufe am Werk, die das Material einmassieren.

3. Anbau der Kulturpflanzen

Wenn die Gründüngung gerade eben erst flach eingearbeitet wurde, kann man die Fläche noch nicht gleich neu bepflanzen oder einsäen. Erst muss die Grünmasse ordentlich auf der Fläche verrotten – je nach Jahreszeit dauert das zwei bis 4 Wochen – je wärmer es ist, um so schneller gehts.

Um sicher zu gehen, machen wir einen Kressetest. Fällt der negativ aus, müssen wir noch ein paar Tage mit dem Pflanzen / Säen warten.

Wenn dann die Gemüsepflanzen gut sichtbar sind, wird das Beet gemulcht. Das ist der Vorteil des Pflanzens gegenüber der Direktsaat: man sieht die Pflanzen sofort und kann sofort damit anfangen….

Was es mit dem Mulchen auf sich hat, das steht hier.

Nach neuesten Erkenntnissen ist Mulch nur die zweitbeste Lösung. Besser wäre, das Gemüse mit einer Untersaaten zu versehen, denn Humus bildet sich nur an der lebenden Wurzel – Mulch aber lebt nicht mehr.

Doch Untersaaten im Feingemüsebau sind ein anderes Thema und noch lange nicht erforscht. Es gibt also kaum Praxiserfahrung – auch bei uns nicht. Doch wir bleiben am Thema….

Olaf Schnelle

Ich bin Gärtner. Für mich hätte es keinen besseren Beruf geben können. So eng mit der Natur zu arbeiten und dabei sinnvoll Produktives zu tun, ist ein richtig schönes Ding. Nahrungsmittel zu schaffen, die diesen Namen im wörtlichen Sinne verdienen, ist ein essentieller Prozeß. Mein Anliegen ist, dies so zu tun, dass kreative Köche damit etwas schaffen, das für mich viel mit Kunst zu tun hat.

18 Comments

  • andrea.itzehoe sagt:

    Kann ich die Pflanzenfermente auch bei euch bekommen? Ich möchten auch mit dem Dauerhumusaufbau in meinem kleinen Gemüsegarten beginnen.

    • Hallo Andrea, nein, diese Fermente habe ich nicht im Angebot und ich finde es sogar sinnvoll, wenn jeder Garten sein eigenes Ferment bekommt – also zusammengesetzt aus den Kräutern, die im Garten selbst wachsen.
      Aber man kann sowas auch kaufen. Schau dich mal in der EM-Welt um.
      Oder frag mal im Stralsunder Handelskontor nach “Terra Bio Power“.
      Das ist ein Produkt, das ich selbst getestet habe. Es ist gut geeignet.

  • Renata sagt:

    Hallo,
    ich habe heute den Beitrag in der NDR Nordtour gesehen und mich über Ihr Gärtnern sehr gefreut. Ich habe gute Anregungen bekommen.
    Mein Garten (Bio-Privatgarten) ist zT eine “Unkrautlandschaft”, da ich Rückenschmerz-bedingt nicht mehr so viel darin arbeiten kann. Da wächst auch etliche Quecke. Soweit ich weiß gehört sie auch zu den Süßgräsern (sie schmeckt zumindest sehr süß). Ich mähe das Gras ab und es wird grob beim Mähen gehäckselt. Ich lasse es immer liegen und mähe also dann, wenn die Sonne das Gras schnell trocknet, da es ansonsten zu einem dichten “Brei” wird, der lange so liegt. Für mich gilt schon immer, daß man das Gras nie forttragen sollte (wie es alle Nachbarn tun), denn meines Erachtens ist das ja Dünger. Es zu entfernen ist für mich Düngerentzug, den Boden verarmen lassen. Auch unter den Bäumen bleiben bei mir im Herbst die Blätter liegen, die genauso Dünger sind. Im Frühjahr ist davon nichts mehr zu sehen. Allerdings habe ich das Ganze nie eingearbeitet, was den Prozess natürlich sehr intensiviert. Also zurück zum Süßgras: Sie nutzen Süßgräser – wäre das also nicht auch mit meiner Quecke möglich ? Gut ich weiß, sie ist ein recht invasives Gras, aber ich habe es nun mal und will das Beste draus machen. Es wachsen ja noch etliche andere Gräser zusammen mit der Quecke. Steinmehl verwende ich in meinem Garten, aber ich habe es nie auf das gemähte Gras gestreut. Allerdings bräuchte ich da ja ganz schön viel vom Steinmehl. Ich nutze es eher in meinen Dünge-Pflanzenjauchen (Brennessel und Beinwell). Eigentlich will ich das auch genauso weiter machen. Es geht ja vermutlich für private Zwecke auch ohne Steinmehl über dem gehäckselten Gras, es dauert halt etwas länger mit der Düngung. Außerdem liegt die größte Fläche ja meist brach.
    Gefallen hat mir auch Ihre Motor-“Egge” und auf einem der Fotos habe ich eine Hand-Eggenrolle (so nenne ich es mal) gesehen. Wo kann man denn Letztere bekommen ?
    Da ich in MV wohne (Landkreis MSE) – bieten Sie auch Besichtigungstouren, Verköstigungen, Kurse und Ähnliches ?

    Super Initiative und wundervoll, die Erde so naturnah, kreativ und “Geschmack”-voll zu bearbeiten und ihre Schätze zu nutzen !
    Liebe Grüße
    Renata

    • Liebe Renata, danke für deinen Kommentar!
      Nur ganz kurz: das Gesteinsmehl dient der Zufuhr von Mikronährstoffen und Kalk.
      Jauchen setze ich gar nicht an. Deren Sinn verstehe ich nicht. Ich bereite mir aus Wildkräutern zusammen mit etwas Melasse fermentierte Säfte zu. Die duften und führen dem Boden genau die Mikroorganismen zu, die auch im Kuhmist enthalten sind. Sie dienen also der Belebung der Mikroorganismen. Das geht wiederum nicht ohne Kohlenstoff im Boden, schließlich sollen die frisch zugesetzen Mikroben aus dem Pflanzenferment ja nicht gleich verhungern – darum die Süßgräser. Die Quecke ist grundsätzlich auch ein Süßgras. Sie will ich aber aus naheliegenden Gründen nicht im Gemüsebeet haben – wo anders stört sie mich nicht. Aber die Süßgräser, die ich in der Gründüngung habe übernehmen sozusagen die Funktion der Quecke im Gemüsebeet. Sie wird überflüssig und verschwindet in wenigen Jahren quasi von alleine.

      Das Gerät was ich neben dem Schlägelmäher zur Bodenbearbeitung einsetze ist eine Umkehrfräse. Und das auf dem Foto ist ein Sägerät aus USA. Damit kann ich sehr enge und sehr präzise Aussaaten machen. Such mal nach “Six-Row-Seeder”.

      Ciao für now
      Olaf

  • Christian Heinisch sagt:

    Lieber Olaf,
    vielen Dank für die erhellenden Texte zum Humusaufbau. Sie führen vieles zusammen, was ich mir auch schon überlegt hatte, aber nicht auf die Praxis im Garten anwenden konnte. Mit dem Thema Prärie habe ich mich vor kurzem auch beschäftigt und dabei erfahren, dass die regelmäßigen Brände im Frühjahr (die trockenen Halme vor dem Austrieb), ein wichtiger Bestandteil des Ökosystems sind. Wie schätzt Du das ein für den Humusaufbau im eigenen Garten?
    Herzliche Grüße
    Christian Heinisch

    • Moin Christian, da bin ich mir nicht sicher – das klingt nach dem Terra-Preta-Ansatz, wo Holzkohle ja eine große Rolle spielt. Inwiefern das hier Einfluss hat, weiß ich nicht. Vielleicht schafft die verbrannte Erde an den Kahlstellen auch nur Platz für die nächste Pflanzengeneration.
      Ich denke, dass der wesentliche Teil des Humusaufbaus aber in der Wechselwirkung aus Gras, Abweidung, das teilweise Absterben der Wurzeln und dem Neuaustrieb nach der mikrobiell angereichterten Düngung über den Tierkot erfolgt. Diese Mikroben und die anderen werden dann von den Wurzelausscheidungen der Süßgräser mit Kohlenhydraten versorgt. So verstehe ich es im Moment am besten.

  • Anja Chavelski sagt:

    Hallo Olaf,
    dankeschön für den interessanten Beitrag. Welche Funktion hat die Melasse bei der Fermentation des Unkrautes und des Gründüngers? Kann man diese Kräuter nicht auch einfach wie das Gemüse mit Salz und etwas Wasser fermentieren? Melasse kenne ich nur zur Erzeugung von effektiven Mikroorganismen. Da leuchtet mir das ein, da die Mikroorganismen irgend etwas als Nahrungsquelle brauchen. Beim Fermentieren von Kräutern verstehe ich es nicht ganz.
    Liebe Grüße
    Anja

  • Als guter Gründünger setze ich seit Jahren in Herbst auf die Ackererbse (Pisum sativum var. Arvense) in der Aussaat bis Mitte September. Im Winter stirbt sie ab, aber reichert bis dahin den Boden mit Stickstoff an, schützt ihn vor Erosion und unterdrückt andere ungewünschte Pflanzen. Zudem ist sie relativ Preiswert und lässt sich leicht selber vermehren. Als Bonus hilft sie gegen Kohlhernie (Krankheit), da sie ja ein Schmetterlingsblütler ist.
    Zudem lassen sich die Pflanzenreste im nächsten Frühjahr in den Boden einarbeiten – ganz ohne Nährstoffverlust.
    Eine oft vergessene Zwischenfrucht im (kleinen) Privatgarten.

  • fynn0804 sagt:

    Hallo,

    Ich habe letztes Jahr die winterharte Gründüngung gekauft und ausgesäät. Nun würde ich gerne in zwei bis drei Wochen schneiden und habe noch Fragen.
    1. Wie ist denn für das Ferment das Verhältnis von Grünmasse, Wasser, Salz (1%?) und Melasse? Beim Fermentieren geht es ja sonst eher um den Inhalt, hier um das “Wasser”?
    2. Lässt sich statt dieses angesetzten Ferments auch Bokashi-Flüssigkeit verwenden? Sind halt nicht ganz so heimische Bakterien wie von den Pflanzen im Garten, aber geht ja in eine ähnliche Richtung dachte ich…

    VG und Danke schon mal!
    Fynn

    • Moin Fynn, Du kannst Bokashiflüssigkeit. Da glauben ja nicht mal mehr die Verkäufer der EM-Produkte dran, dass die Bakterien in EM immer noch die sind, die Herr Prof. Higa vor 30 Jahren mal zusammengerührt hat. Bakterien sind bekannterweise derart veränderlich …
      Ansonsten nimmst Du dieses Rezept hier.

  • Annika sagt:

    Lieber Olaf,
    vielen Dank für den tollen Beitrag und die Erklärungen! Ich frage mich bei den Gründungungsmischungen, wie das mit der Fruchtfolge ist. In unserem Garten bauen wir recht viele Speiseleguminosen (Dicke Bohne, Erbsen, Stangen-/Buschbohnen, Edamame) an. Eine Fruchtfolge mit Anbaupausen je Beet ist da ohnehin schon schwierig. Nun sind in den meisten Gründdüngungsmischungen einige Leguminosen dabei, was ja für eine gute Vielfalt auch Sinn ergibt. Muss man die dann aber in seine Fruchtfolge mit einrechnen und sollte lieber eine Gründdüngung verwenden, die keine (bestimmten?) Leguminosen enthalten? Spielt die Dauer wie lange eine Mischung im Beet steht vielleicht auch eine Rolle?
    Vielen Dank schonmal!
    Lieber Gruß
    Annika

    • Liebe Annika, tut mir Leid, dass ich ein wenig gebraucht habe für diese Antwort. Du stellst eine interessante Frage, die ich nur mit Vermutungen beantworten kann, da es schon einen ziemlichen Sonderfall darstellt, wenn auf einmal zu viel Leguminosen in der Fruchtfolge hat 😉
      Meiner Meinung und Erfahrung nach verringert sich die Dringlichkeit der Einhaltung einer strikten Fruchtfolge in einem lebendigen Boden.
      Ich bin überzeugt, dass eine gute Gründüngung so divers wie nur irgend möglich zusammengesetzt werden sollte – ich würde die Leguminosen auch in deinem Fall nicht außen vor lassen. Es kommt auf das Zusammenspiel der unterschiedlichen Mikroorganismen an. Eine zeitliche Entkopplung macht daher m. E. keinen Sinn.
      Ob Du nach der Gründüngung Leguminosen, Kreuzblütler oder etwas anderes anbaust – immer wird es etwas sein, dessen Pflanzenfamilie auch in der Gründüngung vorkam.
      Ich hoffe, das hilft – und vielleicht hat ja hier jemand im Publikum eigene Erfahrungen!?

  • Veronika sagt:

    Hallo Olaf,

    auch von mir vielen lieben Dank für diesen Beitrag. Bin auf ihn gestossen bei der Vertiefung meiner Kenntnisse zum Humusaufbau im Gartenboden.
    Bin zwar Ökologin, muss das Wissen aus dem Text aber erst noch setzen lassen. Deine Meinung zum Dauerhumus vs. Nährhumus, was man aus der Landwirtschaft ja kennt, ist für den Gartenbau auch sehr interessant. Wahrscheinlich wie beim Kompost zum Humusaufbau gleichzeitig über- und unterschätzt. Schnelle Nährstoffverfügbarkeit, aber nichts langfristiges.
    Was denkst du, wäre es deswegen, um auch mehr Holz- bzw- Faser- und schwerer abbaubare Bestandteile im Kompost zu haben, nicht schon fast ein muss, Holz, z. B. der Laubbäume aus dem Garten zu verhäckseln und beizumengen? Was hältst du von Gras im Kompost?

    Ergänzende Gedanken zu deinem Schwarzerde bzw. Steppentext. Es ist zwar richtig, dass du dort die höchsten Humusgehalte im Boden vorfinden kannst, aber es ist m. E. vielleicht zu kurz gedacht, die “Steppenprozesse” nachzuahmen, um die gleichen Ergebnisse beim Humusaufbau zu erzielen. Die Geoökofaktoren der Steppen sind andere: andere Bodenarten (Löss) und v.a trockeneres Klima, welches ursächlich für den Humus ist. Sobald du mehr Niederschläge hast, verändern sich die Böden, der Humusanteil nimmt dann schnell ab. Hier bei uns ist nicht umsonst kaum Schwarzerde mehr vorhanden. Die Feuer tun ihr übriges, und das ist nicht nur für die Terra Preta relevant (Aschedüngung), sondern auch für Steppen.

    Liebe Grüsse! bin gespannt auf deine Antworten zum Kompost.

  • Sarah sagt:

    Lieber Olaf, herzlichen Dank für deine tollen Artikel. Ich habe gerade das Problem, dass wir seit 2 Jahren versuchen im Neubaugebiet einen regenerativen Gartenbau inkl. Humusaufbau und Elementen der Permakultur zu betreiben. Wir haben stellenweise schon ein reiches Bodenleben (insbesondere im Vergleich mit dem Bodenleben der typischen Neubaugebiet Nachbarschaft) und es haben sich außerhalb der Beete sehr viele wertvolle heimische Wildflanzen angesiedelt, die natürlich auch entsprechende Tierchen in den Garten locken. Im “Vorgarten” haben wir eine Feige gepflanzt und darunter ein großes Knoblauch-Erdbeerfeld angelegt und mit Hackschnitzeln gemulcht (auch, damit es keinen Stress mit den Nachbarn gibt und “hübsch” aussieht). Die Ernte war hier recht gut, doch dem Boden geht es leider nicht wirklich gut. Meine ganz konkrete Frage wäre: Dort kann ich keine Gründüngung anpflanzen, der Boden ist jedoch ziemlich trocken und leblos, eher sandig. Ich arbeite hier momentan mit EM und Jauchen, aber so recht will es nicht klappen. Was würdest du auf solchen Flächen machen, um das Bodenleben zu ernähren und Humusaufbau zu betreiben?
    Ganz liebe Grüße, Sarah

    • Liebe Sarah, das mit den Hackschnitzeln war möglicherweise ein Fehler. Zu viel Kohlenstoff im Vergleich zum Stickstoff, wenn der nicht wenigstens 3 Jahr alt war und dabei feucht lag!
      Nutze lieber Rasenschnitt oder Heusilage. Und arbeite parallel (!) Lehm oder Tonpulver ein. Wichtig ist beides gleichzeitig in aufeinander abgestimmten Mengen zu machen. (Nicht zu viel von nur einer Komponente). So können die Tonmineralien gut biologisch verbaut werden und werden vom Regen nicht in die Tiefe geschwemmt. Da unten nutzen sie nix oder nicht viel.

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